23.9.23

Anker-Geduldspiele (Übersicht)

Das erste Anker-Geduldspiel erschien im Jahr 1890, insgesamt sind mehr als 50 verschiedene solche Geduldspiele erschienen. In einem kleinen Kästchen befinden sich üblicherweise zwischen sieben und zwölf Steine, zusammengesetzt zu einer geometrischen Form. Neben der offensichtlichen Aufgabe, die Steine nach dem Herausnehmen wieder in das Kästchen zu packen, gibt es ein Aufgabenheft mit vielen weiteren Aufgaben. Dabei wird jeweils nur die Silhouette der zu legenden Figur gezeigt, nicht die Lage der einzelnen Steine. Auch sind die Abbildungen gegenüber der tatsächlichen Größe verkleinert, was die Lösung etwas schwieriger macht.

Übrigens ist diesmal die Bezeichnung Steine für die Puzzleteile durchaus wörtlich zu nehmen: Es handelt sich um ein ähnliches Material, welches auch die älteren Steinbaukästen verwendeten. Die Erfindung des Materials stammt von Gustav und Otto Lilienthal (dem Luftfahrtpionier): Ein Gemisch aus Sand, Schlämmkreide und Leinöl wird in die gewünschte Form gepresst und gebacken. Meist haben die Steine eine rötliche Farbe ähnlich Ziegelsteinen, es gibt aber auch Steine in anderen Farben wie gelb, blau, grün oder schwarz.

Wegen mangelndem wirtschaftlichen Erfolg verkauften die Lilienthal-Brüder ihre Erfindung an Friedrich Adolf Richter. Dieser besaß die nötige wirtschaftliche Erfahrung und begann 1890 mit der Herstellung des ersten Anker-Geduldspiels, dem Kopfzerbrecher. Die Produktion erfolgte in seiner pharmazeutischen Fabrik in Rudolstadt. Der schnelle kommerzielle Erfolg ermöglichte die Einführung weiterer ähnlicher Geduldspiele. Bis zum Tod von F.A. Richter im Jahr 1910 wurden 17 Anker-Geduldspiele entwickelt (das letzte davon, das Wunder-Ei, erschien 1912). Um eine bessere Übersicht zu erhalten, wurden die Anker-Geduldspiele nummeriert. Allerdings nicht entsprechend der Reihenfolge ihres Erscheinens, sondern alphabetisch. Die weitere Nummerierung erfolgte chronologisch, und in einigen Fällen erhielten die Geduldspiele nur Nummern und gar keine Namen. 

Einen Höhepunkt erlebten diese Geduldspiele während des ersten Weltkrieges, aber auch später wurden sie weiter produziert. In der DDR erfolgte die Produktion durch den VEB Ankerwerke Rudolstadt, nach der Wende kamen durch die Ankerstein GmbH Rudolstadt sogar einige neue Geduldspiele hinzu (z.B. der Weihnachtsbaum oben rechts im Bild). 

Wenn Sie ein altes Anker-Geduldspiel vor sich haben, kann Ihnen eine Zahl auf dem unteren Rand des Titelbildes von Kistendeckel oder Begleitheft weiterhelfen. Dort steht meist eine drei- oder vierstellige Zahl, die den Monat des Druckes verrät: Die ersten beiden Ziffern bezeichnen das Jahr, die folgenden 1-2 Ziffern den Monat. Also bedeutet 998 den August 1899 und 224 den April 1922. Allerdings kann das tatsächliche Herstellungsdatum des Geduldspiels erheblich nach dem Datum des Druckes liegen.

Eine wunderbare Übersicht über die Anker-Geduldspiele erhalten Sie in dem Buch [1] von Jerry Slocum und Dieter Gebhardt. Bei [2] finden sich viele der Begleithefte.

Erscheinungsjahr: Ab 1890

Google: Anker Geduldspiele
Shopping: Neu und gebraucht lieferbar.

Mehr Infos:
[1] Jerry Slocum, Dieter Gebhardt: The Anchor Puzzle Book, Slocum Puzzle Foundation 2022

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